Dachbaumagazin: »Hexenhäusl am Kolumbusplatz«

Interimsgaststätte

Hexenhäusl: Es ist urig statt cool, individuell statt hocheffizient. Und eigentlich ist es nur ein Interimsbau, der aber Lust auf lange Nachnutzungen macht. In der Nähe des Kolumbusplatzes im Münchner Stadtteil Giesing hat die Gans Kreativ GmbH – ein Konstrukt der Gesellschafter Julian Hahn, Florian Jund und Philipp Behringer – ein Hexenhäuschen gebaut. Das Ziel dahinter war ein Wunsch der Stadt, des Bezirksausschusses und der Nachbarschaft: Sie alle wollten einen Ort der Begegnung schaffen. Es sollte ein Kulturcafé sein, in dem man sich unverbindlich trifft, egal ob man konsumiert oder nicht.

Baubeteiligte am Hexenhäusl

Ein Zimmerer – die Zimmerei Drexl, ein Spengler (Spenglerei Jürgen Bliemel), ein Tragwerksplaner (Dr. Ralf Reinecke), ein HLS-Ingenieur und sonstige Fachkräfte planten und bauten das, was der Gesetzgebung, den Normen und der Statik gerecht werden muss. Den Rest er- und bearbeiteten die Bauherren zusammen mit vielen Handwerkern und Laien in Eigenleistung selbst. Messebauer, die in Coronazeiten auf Aufträge verzichten mussten, sprangen beim Holzbau ein. Ein Schlossermeister, der normalerweise sechs Monate lang mit lukrative Großprojekten ausgebucht ist, schweißte stattdessen die Treppengeländer im Hexenhaus. Die Lärchenschindeln für das Dach holte die Bauherrngemeinschaft selbst beim Schindelmacher aus Berchtesgaden ab. Bei der Dachkonstruktion ging der Zimmerer mit gutem Beispiel – bei den statisch relevanten Details – voran. Und Hahn, Behringer und Jund halfen bei der Fertigstellung des Rests und insbesondere bei der Schindeldeckung zusammen mit vielen Freiwilligen tatkräftig mit.

Dreigeschosser aus Holz und Stahl

Das Hexenhäusl entstand als Dreigeschosser ganz aus Holz und Stahl. Dieser empfängt im Erdgeschoss, im Dachgeschoss und auch im Spitzboden Gäste. Ein extra dafür statisch berechneter Stahlträger kragt nach vorne aus. Er bietet sich daher als Aufhängepunkt für Luftakrobaten an, während auf der gut einsehbaren Bühne – dem zentralen Platz des Geschehens – junge Künstler spielen, singen oder jonglieren können. Auch als Probenort ist das „Gans Woanders“ getaufte Lokal gedacht. Wer proben mag, der kann. Eine vorherige Absprache genügt. Für das leibliche Wohl sorgt die moderne Küche, für die der Bauch des Hexenhauses normgerecht beplant und gestaltet wurde. Gäste- und Personaltoiletten wurden hingegen als Fertigcontainer gekauft und vor Ort nur mehr mit Holz verkleidet.

 

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